Beispiel 2: Emergenz neuer Lesarten und Verwendungsweisen anhand des Begriffs ‘Revolution’
Wortuntersuchungen, die in der Sprachgeschichte weiter zurück gehen, lassen sich anhand der Korpora des Deutschen Textarchivs (ca. 1600-1900) durchführen und können auch mit DiaCollo verwendet werden (Kürzel: dta). Anhand des Terminus ‘Revolution’ soll nun gezeigt werden, wie sich Bedeutungsverschiebungen von Stichwörtern über die Zeit anhand ihrer typischen Wortverbindungen beobachten lassen: Beispiel Revolution
Im Etymologischen Wörterbuch von Wolfgang Pfeifer findet sich noch die Bedeutung: “Umlaufbewegung der Gestirne, bes. der Planeten um die Sonne [...]” bzw. “Umlauf eines Himmelskörpers um ein Hauptgestirn, (tägliche) Umdrehung (der Erde um die eigene Achse) [...].” (Cf. DWDS Wörterbuch, Eintrag "Revolution", Bedeutung 1 des Etymologischen Wörterbuchs nach Pfeifer
Aufschluss über diese Bedeutung gibt zum Beispiel einer der Treffer im DTA, wo es heißt: “Jn unwohnbaren Suͤmpfen, an den Ausfluͤſſen des Rheins, hat ſich die Freiheit und Jnduſtrie, nicht bloß Wohnungen, ſondern Thronen, gebaut. Und Spanier und Britten haben dieſe Europaͤiſchen Kuͤnſte, den Erdkreis zu verſchoͤnern, uͤber Meer in neue Welten getragen: [...] Solche groſſe Weltbegebenheiten, ſolche Revolutionen des menſchlichen Geſchlechts und des Erdbodens, machen die Materie der Weltgeſchichte aus.” (Cf. Schlözer, Universalhistorie, Bd. 1, 1772, facs. 25 ⇗ ).
Hier ist von ‘Revolutionen’ im allgemeinen Sinne eines Wandels und Umbruchs, der jedoch nicht gewaltsam erzielt werden muss, die Rede (vgl. die bei Pfeifer, ebd., angegebene Bedeutung “‘Wandel, Veränderung’ (der äußeren Umstände wie der inneren Haltung)”).